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Geschichte Ende des 19. Jhd. zog Berlin aus allen Teilen Deutschlands und
vor allem aus Schlesien und Ostpreußen Menschen an, die
hier Arbeit zu finden hofften. Es waren auch viele Katholiken
darunter, so daß die wenigen Orte, an denen ein
katholischer Gottesdienst gefeiert werden konnte, bald zu klein
wurden. Damals hatten heute eng mit Mietshäusern bebaute
Ortsteile noch dörflichen Charakter. Sie waren rings von
Feldern umgeben. Erst 1895 gibt es eine Eisenbahnstation in
Lankwitz. Ab 1902 fährt die erste elektrische
Straßenbahn durch Lankwitz und 1903 wird in der
Dessauerstraße das Tierasyl eröffnet. Die Kapelle in der ebenfalls 1903 gegründeten 'Wöchnerin-Zuflucht zur Heiligen Monika' wird bald zu klein für die vielen Katholiken. Nach etwa einjähriger Bauzeit kann im September 1912 die neue katholische Kirche eingeweiht werden, die den Namen Mater Dolorosa erhält. Noch ist Mater Dolorosa Kuratie, also eine noch unselbständige Gemeinde. Um diese Zeit entstehen eine Reihe repräsentativer Kirchbauten beider Konfessionen im heutigen Bezirk Steglitz , deren mehrere mit ihrem roten Backstein an märkische Klosterbauten errinnern.
1921 wird aus der Kuratie Mater Dolorosa eine selbständige Pfarrei. Vom 23. auf den 24. August 1943 wird die Kirche ein Raub der Flammen: bei einem schweren Bombenangriff, der diesmal dem Süden Berlins gilt, wird ganz Lankwitz verwüstet und Teile von Lichterfelde werden schwer getroffen. Der bekannte Theologe Johannes Pinsk, seit 1939 Pfarrer in Mater Dolorosa , steht nun vor der Aufgabe, der Gemeinde wieder zu einem würdigen und ausreichenden Gottesdienstraum zu verhelfen. In einer als Gemeindehaus genutzten Baracke unweit der zerstörten Pfarrkirche, auf dem Gelände des St. Monikastiftes, versammelt sich die Gemeinde sonntags zur Feier der Liturgie. Pfarrer Pinsk kann 1950 einen Teilaufbau der Kirche realisieren. Dabei wird das Querschiff mit einer Wand zum Hauptschiff hin geschlossen. Endlich steht wieder eine würdige, wenn auch stark verkleinerte Kirche der Gemeinde zur Verfügung. Das ehemalige Hauptschiff der Kirche wird als nicht überdachtes Atrium , als "Feierhof" gestaltet. Es kann so z. B. eine wundervolle 'Kulisse' für das Osterfeuer in der Osternacht bieten. Die geschnitzten Türen gestaltet ein renommierter Holzbildhauer, sie sind bis heute erhalten. Raimund Szafranski, einem tüchtigen Architekten, der zur Gemeinde gehört, ist es zu verdanken, daß wir die Kirche in ihrer heutigen ansprechenden Gestaltung erleben dürfen. Er beseitigte die nicht geglückten Umbauten der späten sechziger Jahre. Sie hatten zwar das Hauptschiff wieder als Kirche benutzbar gemacht, aber das ursprüngliche Konzept des Architekten Hehl von 1911 allzu sehr verstümmelt. In der Farbgebung dominierte Grau. R. Szafranski öffnete den Altarraum wieder zum Hauptschiff hin, ließ die beim Brand lädierten Säulen, die man mittels Sandstrahl ihrer Politur beraubt hatte, um die Spuren der Zerstörung weniger sichtbar erscheinen zu lassen, seidenmatt aufarbeiten und ein Band von drei gewölbten Fenstern im Chorobergaden freilegen, das durch die Wand, vor der einst die Pieta gestanden hatte, verdeckt worden war. Die (notgedrungen!) heute nicht mehr gewölbte Decke wurde mit Holzbalken verkleidet. Drei Bögen , einer vor dem Altarraum, zwei zu den Querschiffen, wurden konstruiert und erinnern an die einstige, aufwendige Deckenwölbung. 40 Jahre nach ihrer Zerstörung konnte so der Gedanke der römischen Basilika, die den Architekten Hehl einst inspiriert hatte , in der Kirche wieder sichtbar gemacht werden. Die drei Fenster in der westlichen Chorwand wurden von Helmut Nitzsche 1985 als Durchblick in das "Himmlische Jerusalem" gestaltet, das in der Geheimen Offenbarung des Johannes so eindringlich und prächtig beschrieben wird. Bei Tageslicht, ohne zusätzliche Beleuchtung, erscheint der Kirchenraum in mystisches Dunkel gehüllt. An hohen Festtagen werden diese Fenster zusätzlich von außen mit Scheinwerfern beleuchtet und so die intensiven Farben zum festlichen Leuchten gebracht. Die wuchtige Säulenvorhalle, die sich auf einem Sockel erhebt, zu dem von zwei Seiten eine Treppe hinaufführt, blieb zum Glück von der Zerstörung relativ verschont, ebenso die mit Kupferplatten verkleideten drei Eingangstüren, denen Löwen als Türklinken dienen. Im Tympanon über der Turmtür wird die Mater Dolorosa in der Gloriole von zwei knieenden Engeln flankiert.
Ursula Storck
Die Orgel
Mater Dolorosa hat eine klangschöne Orgel mittlerer Größe, die in der Konzeption und in vielen Details zu den interessantesten Orgeln der Stadt zählen dürfte. Sie ist nach den Plänen von W.-U.Reitebuch von der Firma Freiburger Orgelbau, Hartwig Späth gebaut worden. Die lebendige und harmonische Gestalt der heutigen Orgel läßt nicht erkennen, daß das Werk in drei Etappen entstanden ist. 1977 wurde ein in sich stimmiges Konzept einer Orgel mit 19 Registern für zwei Manuale und Pedal verwirklicht. An eine spätere Erweiterung war damals nicht zu denken. Drei Jahre nachdem die Kirche ihr heutiges Aussehen mit dem viel größeren Raumvolumen erhalten hatte, konnte die Empore vergrößert und die Orgel um ein Rückpositiv erweitert werden. 1995 wurde das Fundament der Pedalregister verstärkt. Die Orgel hat jetzt auf drei Manualen und Pedal 35 Register. Durch Transmissionen und "Halbzüge" stehen für die Klangauswahl aber scheinbar 40 Register zur Verfügung. Nähere Auskünfte bei: Dr. Peter Simonett, Ekensunder Weg 2, 12305 Berlin. Tel: 030/745 39 44. |
Hallo! Wie schön,
daß Sie etwas über die katholische
Kirchengemeinde Mater Dolorosa wissen möchten. In
Berlin gibt es zwei katholische Kirchen, die der Mater Dolorosa
(Schmerzensmutter) geweiht sind: eine kleine , an der
nordöstlichen Stadtgrenze gelegen, im Ortsteil Buch
, Dekanat Weissensee, in unmittelbarer Nähe des
Klinikums Buch und, im Süden Berlins , im Dekanat und
Bezirk Steglitz , Ortsteil Lankwitz in der
Kurfürstenstr. 59, die zweite. Und über diese
katholische Kirche , ihre Geschichte, das "Umfeld" und die Gemeinde
, die sich hier versammelt mit ihren vielfältigen
Aktivitäten wollen wir Ihnen einige Informationen zum
Kennenlernen anbieten.
Die Kirche
Mater Dolorosa zeigt dagegen Elemente einer
römischen Basilika mit ihrer imposanten
Säulenvorhalle, den niedrigeren Seitenschiffen und dem
etwas erhöhten Chorraum. Säulen aus schwarzem
schwedischen Granit (zu einem Spottpreis aus einer Konkursmasse
erworben und ursprünglich für ein Offizierskasino
bestimmt!) tragen das Hauptschiff . Ein in römischer
Tradition mit Kassetten versehenes Tonnengewölbe
krönte den Innenraum und unter einem niedriger gelegten
Tonnengewölbe über dem Hochaltar fand wenige
Jahre später in einer Nische über dem Hauptaltar
eine Marmorstatue der Pieta (Maria mit dem Leichnam Jesu) ihren
Platz.
Seit dem 5. August 1999 hat der
Turm, zur großen Freude von Pfarrer Schlede, endlich
wieder ein Kreuz! Dringende Sanierungsarbeiten am Turm boten die
günstige Gelegenheit, im Turmdach die Halterung
für ein Kreuz einzubauen. Die ohnehin notwendige
Rüstung konnte so auch für die Kreuz-Montage
verwendet werden. Dadurch wurden die Kosten erheblich reduziert.
Die Gemeinde unterstützte den Wunsch des Pfarrers mit
großzügigen Spenden. Das Kreuz wurde ebenfalls
von R. Szafranski entworfen. Planung, Statik und Montage
übernahm die Firma ikp, die Ausführung des
Kreuzes selbst, die Firma Anders, Metallbau.