Glaubens-ABC

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Habakuk
 

Alttestamentlicher Prophet. Der Umfang seiner Schrift ist relativ gering. Daher wird er zu den "Kleinen Propheten" gezählt. Sein drei Kapitel zählendes Buch steht im Zwölfprophetenbuch am Ende des Alten Testaments. Es wird durch einen Dialog zwischen dem Propheten und Gott er-

Habit
 

von lat. habitus Haltung. Ordenstracht, Mönchs- oder Schwesterngewand.

Habsucht
 

Habsucht wird häufig mit Geiz zusammengefaßt. Habsucht schadet dem Menschen selbst und zerstört die Gemeinschaft, weil der Habsüchtige auf Kosten der Armen seinen Reichtum zu vermehren sucht. Jesus verurteilt die ständige Sorge des Menschen um seinen materiellen Reichtum (Mt 19,16-26; Lk 12,13-3l). Für Paulus ist Habsucht mit dem Bekenntnis zu Christus unvereinbar, sie widerspricht dem Leben aus dem Glauben an Christus (1 Kor 5, 1 l ).

Häresie
 

Irrlehre, die von der rechten christlichen Lehre abweicht, mit Christi Wort und der kirchlichen Tradition unvereinbar ist. Die Lehren der Kirche wurden von den Anfängen der Kirche an in Konzilien entwickelt, Häresien ausdrücklich angelehnt und ausgegrenzt. Begründer, Verfechter und Anhänger einer Häresie nennt man Häretiker.

Haggada
 

Jüdische Religion: Erzählerisches Gut und legendarische Überlieferungen in der rabbinischen Tradition.

Haggai
 

"Kleiner Prophet" aus dem Zwölfprophetenbuch des Alten Testaments. Sein Schaffen läßt sich genau datieren; die Zeitangaben zu Beginn seiner vier Mahnreden weisen auf das nachexilische Jahr 520 vor Christus hin. Sein Buch, das nur zwei Kapitel enthält, ist eine Hoffnungsschrift. Der

Hagia Sophia
 

griech.: heilige Weisheit. Berühmte Krönungs- und Palastkirche der oströmischen Kaiser in Konstantinopel, erbaut im sechsten Jahrhundert. Von 1435 bis 1934 war die Hagia Sophia Moschee, heute ist sie ein Museum. Bei diesem herausragenden Baukunstwerk gelang auf einzigartige Weise die Verbindung eines Zentralkuppelbaus mit der nach Osten ausgerichteten Basilikabauweise der frühen Christen.

Hagiographie
 

griech. hagios = heilig; graphein = schreiben: Heiligenbeschreibung. Hagiographien sind nicht einfach schlichte Nacherzählungen eines Heiligenlebens. Wichtig ist nicht die möglichst exakte Wiedergabe der Lebensdaten, sondern der Vorbildcharakter der Heiligen für das Leben jedes Christen und jeder Christin. Daher flie0en auch legendarische Elemente in die Heiligenbeschreibung ein. Wissenschaftlich bezeichnet die Hagiographie auch die Beschäftigung mit den Lebensbeschreibungen (Viten) und dem Kult der Heiligen. Menschen, die die Lebensgeschichte von Heiligen aufschreiben, nennt man Hagiographen.

HaIacha
 

Jüdische Religion; Religionsgesetzliche Bestandteile in der rabbinischen Tradition.

Hallel
 

hehr. hll jubeln, loben, preisen, rühmen. Das große Hallel ist Bestandteil der Feier des jüdischen Pessach-Festes. Dabei werden die Psalmen l13 bis 118 und der Psalm 136 in Abschnitten gesungen.

Halleluja
 

hebr. preiset Gott/Jahwe; der Gottesname wird verkürzt an das Wort angehängt. Lobruf Gottes in den Psalmen und kirchlicher Osterjubel.

Handauflegung
 

Die Handauflegung drückt den Segen und Schutz Gottes aus, die Weitergabe seines Heiligen Geistes, Zuspruch und Vergebung. Die Geste bewirkt, was sie zeichenhaft ausdrückt, ist also ein sakramentnles Zeichen. Im Alten Testament geben die Stammväter Israels den Segen Gottes durch Handauflegung an ihre Nachkommen weiter. Sie ist auch Zeichen der Weihe. Im Alten Testament werden die Leviten für den Dienst im heiligen Eelt, später den Tempeldienst, geweiht (Num 8,5-26). Jesus und die Apostel als seine Nachfolger heilen, wie es das Neue Testament erzählt, durch Handauflegung (z. B. Lk l 3,10-13). Die Handauflegung bei der Weihe zu einem kirchlichen Amt ist in der Apostelgeschichte und den Briefen des Apostels Paulus an Timotheus bezeugt (vgl. Stichwort Apostolische Sukzession). Als sakramentales Eeichen ist es Bestandteil des Sakroments der Taufe in beiden Kirchen, in der katholischen Kirche bei den Sokramenten der Firmung, der Priesterweihe

Haß
 

Als Gegenteil von Liebe ist Haß eine Sünde. Nach dem Sündenfall ist er überall dort, wo Menschen zusammen sind. Das Alte Testament beschreibt an manchen Stellen, daß Gott die Sünde und den Götzendienst haßt. In Christi Lehre hat der Ha6 keinen Platz; darum spricht das Neue Testament nur von der Liebe, nicht mehr vom Haß Gottes. Die Christen sollen ihre Feinde lieben (vgl. Stichwort Feindesliebe, Mt 5,43-47; Lk 6,27-36). Christus sagt seinen Jüngern voraus, daß die Welt sie hassen wird (Mt 10,22; Joh l 5,19), weil sie "nicht von der Welt" sind.

Haus Gottes
 

(hebr. Betel) Die Israeliten führen beim Auszug aus Ägypten (vgl. Stichwort Exodus) die Bundeslade, den Zedernholzbehälter für die Gesetzestafeln, im Bundeszelt mit sich. So hat Gott einen Ort in der Gemeinschaft der Menschen, die an ihn glauben. Die Bundeslade wird später von David nach Jerusalem überführt. Im Tempel, den König Salomo in Jerusalem baut, wird sie im Allerheiligsten aufbewahrt. Gott selbst ist nicht an ein Haus gebunden. Das offenbart er den Propheten des Alten Testaments. Paulus beschreibt im Korintherbrief, daß der Mensch der Tempel Gottes ist.

Hebräerbrief
 

Buch des Neuen Testaments, geschrieben um 90. Zwar wird er zu den Paulusbriefen gezählt, stammt aber nicht aus der Feder des Apostels. In urchristlicher Zeit verstand man solche Pseudonymität nicht als "Mogelei". Vielmehr machte die Autorität eines bekannten Verfassers deutlich, daß der gleiche Geist aus den Worten spricht. Der Hebräerbrief ist der Theologie und dem Stil des Paulus nachgebildet. Der Brief mahnt, an Christus festzuhalten. Er ist der Sohn Gottes, dessen neuer Bund das Alte Testament übersteigt. Er ist himmlischer Hohepriester, der jedoch aufgrund seiner Menschwerdung mitleiden kann mit der menschlichen Schwäche.

Hebräisch
 

Althebräisch ist die Sprache, in der das Alte Testament ab- gefaßt ist. Hebräisch wird von rechts nach links gelesen.

Heiden
 

ursprünglich: Bewohner der "Heide" im Gegensatz zum Dorf, zum bebauten Gebiet. Heiden sind Menschen, die mit dem christlichen Glauben (noch) nicht in Berührung gekommen sind oder Ungetaufte in einer christlichen Gesellschaft.

Heidenchristen
 

Christen in urchristlicher Zeit, die aus einer anderen Weltanschauung als der jüdischen Religion zum Glauben an Christus kamen; unterschieden von den Judenchristen. Petrus vertrat die Auffassung, daß Heiden, die sich zum christlichen Glauben bekehrten, sich nach jüdischem Ritus beschneiden lassen, also erst Juden werden müßten. Paulus hat mit ihm darüber gestritten (manche legen Gal 2,11 so aus, daß die beiden Apostel sich sogar darum geprügelt haben) und ihn überzeugt, daß das Christentum eine vom Judentum unabhängige Religion ist.

Heil
 

vgl. Stichwort Erlösung. Gott hat die Menschen heil erschaffen, unversehrt an Leib und Seele. Er hat sie jedoch als freie Wesen erschaffen, die Unheil anrichten. Gott versichert, daß er weiterhin ihr Heil will und sie immer wieder der Gefahr für Leib und Seele entreißt. Gottes Heil ist ein Geschenk an die Menschen. Der christliche Heilsbegriff ist mit der "Erlösung" eng verbunden. Als Erlöser und Heilsbringer hat Gott seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt. Die Sakramente sind sichtbare Zeichen für das ganzheitliche Heil, das Gott jedem Menschen schenkt.

Heiland
 

ahd. der Heilende. litel Christi, abgeleitet aus dem hebräischen Namen Jesu,,Jahwe (= Gott) ist Heil". Die Bezeichnung drückt den Glauben aus, daß Christus der wahre und endgültige Überbringer des Heils Gottes ist. Durch das Sprechen vom "lieben Heiland" wurde der Begriff aufgeweicht.

Heilig
 

Naturreligionen kennen heilige Bäume, Haine oder Tiere. In den monotheistischen Religionen ist Gott allein der Heili- ge. So bekennen die Worte der Bibel (hehr.: kadosch = heilig) und die Lehre der Kirchen. Dreimal heilig wird er im katholischen Gottesdienst im "Sanctus" (lat. "heilig") gepriesen. Heilig sind auch Menschen, die ihr Leben an der Heiligkeit Goffes ausrichten. Da die Getauften Gott angehören, nennt man auch die Kirche "Gemeinschaft der Heiligen". Das Fest Allerheiligen feiert die Heiligkeit aller Chri- sten.

Heiligenverehrung
 

Frömmigkeitsform hauptsöchlich in der katholischen Kirche. Im Gebet ruft man die Heiligen, die bereits zum ewigen Leben auferweckt sind, um Fürsprache am Thron Gottes an. Heiligenverehrung ist nicht gleichzusetzen mit Anbetung, die nur Gott allein zukommt. Neiligenkult, der einer Heiligen oder einem Heiligen einen höheren Stellenwert einräumt als Gott, ist unchristlich.

Heiliger Geist
 

hebr. ruach; lat. spiritus sanctus. Neben dem Vater und dem Sohn dritte Person der göttlichen Dreifaltigkeit. Der Heilige Geist ist die "Dynamik" Gottes. Die Bibel be- schreibt, daß er als Schöpfungsmacht am Anfang der Welt über dem Urwasser schwebt. Sein sanftes, aber starkes Wirken ist in den Bildern der Pfingstsequenz eindrucksvoll beschrieben: Der Geist wärmt in der Kälte, tränkt das Verdorrte, heilt Krankheiten und löst die Erstarrung. Er spricht durch die Propheten. Der Geist ruht auf Jesus. Nach seiner Auffahrt in den Himmel bleibt er als Beistand der lünger in der Welt. Dieses Ereignis feiert die Kirche jedes Jahr im Pfingstfest (vgl. Apg 2,1-21). Der Geist wirkt weiter in der Kirche. Das hebräische Wort ist weiblichen Geschlechts. Daraus leitet die feministische Theologie weibliche Züge im Gottesbild ab. Nach dem Glaubensbekenntnis der westlichen Kirche geht der Geist aus dem Vater und dem Sohn hervor, nach dem Bekenntnis der Ostkirche aus dem Vater durch den Sohn. Diese unterschiedliche theologische Auffassung führte zur Kirchenspaltung.

Heilige Schrift
 

Schrift, in der Gott sich oHenbart. Es gibt drei große Schrift- religionen: Judentum, Christentum und Islam. Die Heilige Schrift des Judentums entspricht zum großen Teil dem Alten Testaments der Bibel, der Heiligen Schrift der Christen. Im Koran hat Allah, der Gott der Moslems, dem Propheten Mohammed seine Worte offenbart. Noch christlicher Vor- stellung geschah die Niederschrift der heiligen Schrift durch sogenannte "Inspiration" der Verfasser.

Heiliges Jahr
 

Seit 1475 wird alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr begangen. Es beginnt zum Weihnachtsfest damit, daß der Papst die Heilige Pforte am Petersdom eröffnet.

Heiligsprechung
 

vgl. Heiligenverehrung. Menschen, die in herausragender Weise nach dem Gebot Gottes und im Sinne des Evangeliums gelebt haben, können nach ihrem Tod vom Papst heiliggesprochen werden. Der Heiligsprechung geht ein Zeugenprozeß voraus. Heilige sind in einem Kanon ("Richtschnur") für die Verehrung aufgeschrieben.

Heilsgeschichte
 

Gläubige Interpretation der Weltgeschichte, die von Gott herkommt und auf ihn als Zukunft hinsteuert. Die Heilsgeschichte beginnt mit der Erschaffung der Welt. Sie ereignet sich nach jüdisch-christlichem Verständnis innerhalb der Weltgeschichte. Sie wird erfahrbar in Ereignissen, in denen Gottes Heil oder auch sein Gericht (vgl. Stichworte) erkannt wird.

Heilungswunder
 

Außerordentliche Heilungen von Krankheiten. Im Alten Testament hatte der Prophet Elija die Gabe, von den Kranken zu heilen. Wenn Jesus Christus Besessene und Kranke heilt, bringt er darin Gottes Heilswillen für die Menschen zum Ausdruck. Die Menschen um Jesus reagieren unterschied- lich auf die Heilungswunder, berichtet das Neue Testament. Die Wunder sind kein Beweis für die Göttlichkeit Jesu. Im Gegenteil:. Der Gloube ist Voraussetzung dafür, von Christus geheilt zu werden.

Heimsuchung Mariens
 

Nach der Verkündigung des Engels Gabriel, der Maria verheißt, daß sie Gottes Sohn gebären wird und ihm den Namen Jesus geben soll, bricht Maria freudig zu ihrer Cousine Elisabeth auf. Elisabeth ist im sechsten Monat schwanger mit Johannes, dem späteren Täufer. Das Kind hüpft im Mutterleib, als Maria ihr die frohe Nachricht erzählt. Maria singt ihr Loblied, das "Magnificat ..." ("... anima mea dominum", "Hoch preiset meine Seele den Herrn"). Die Be- gegnung der beiden Frauen, auch in der christlichen Kunst ein beliebtes Motiv, gibt der Evangelist Lukas wieder (Lk 1,39-56). Das Fest der "Heimsuchung Mariens" entstand im orientalischen Raum. Die Franziskaner führten es im 13. Jahrhundert in der abendländischen Kirche ein. Die Kirche feiert das Fest am 2. Juli.

Heirat
 

vgl. Ehesakrament

Hellenismus
 

vgl. Stichworte Dualismus, Gnosis. Blütezeit der griechi- schen Kultur von der Herrschaft Alexanders des Gro6en (4. Jahrhundert v. Chr.) bis zur Hiederlage Griechenlands gegen Rom (1. Jahrhundert v. Chr.). Auch der Orient wurde griechisch. In den beiden ersten christlichen Jahrhunderten war der Hellenismus der Oberbegriff für die Heiden, die sich gegen das Christentum absetzten. Besonders dem Johannesevangelium merkt man einerseits die Prägung durch den Hellenismus an, andererseits die deutliche Absetzung davon. Das christliche Gottesbild unterscheidet sich vom hellenistischen Dualismus, der Lehre von einer schöpferisch göttlichen und einer zerstörerisch-weltlichen Macht, und die Offenbarung Gottes von der gnostischen (rein durch das Erkennen möglichen) Gotteserkenntnis.

Henoch
 

Henoch, ein Stammvater Israels (Gen 5), wird als Verfasser der Henochbücher angegeben, hat sie jedoch sicher nicht verfaßt. Die Bücher sind apokalyptisch, enthalten also end- zeitliche Gedanken und leiten daraus Konsequenzen für das Leben ab. Beim äthiopischen Henochbuch (zwischen 170 v. Chr. und 4 v. Chr.) handelt es sich um eine Sammlung einzelner thematischer Schriften. Der Autor ist vermutlich der Essenergemeinde von Qumran zuzurechnen. Des weiteren gibt es ein slawisches (1. christliches Jahrhundert) und ein hebräisches Henochbuch (3. Jahrhundert). Die Bücher sind nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen, sind also sogenannte "apokryphe" Schriften.

Herbergssuche
 

Die ersten beiden Kapitel des Lukasevangeliums beschreiben die Ereignisse um die Geburt Jesu, die "Kindheitsgeschichte". Maria und ihr Mann Josef, die Eltern Jesu, woh nen in Lazaret. Weil Kaiser Augustus eine Volkszählung anordnet, muß jeder in seine Heimatstadt gehen, um sich dort in Steuerlisten eintragen zu lassen. Da Josef aus Betlehem stammt, reist er mit der hochschwangeren Maria in den Süden Israels. Die Herbergen der kleinen Stodt sind überfüllt mit Menschen, die für die Unterkunft teuer bezahlen. Das ärmere heilige Paar wird überall abgewiesen. Am Ende finden sie nur Unterkunft in einem Stall, vermutlich einer Höhle. Durch die Abweisung und Herbergssuche wird Jesus schon im Mutterleib zum Bild der Heimatlosen und Flüchtlinge der Welt und zugleich zu ihrem Retter.

Herodes Antipas
 

(Antipas = griech.: Ebenbild des Vaters) Sohn Herodes’ des Gro6en. Er lie6 lohannes den Täufer hinrichten, weil er die Heirat des Herodes mit der Frau seines Bruders verurteilte. Von 4 bis 39 n. Chr. war er Vierfürst von Galiläa und Peräa. Nur der Evangelist Lukas berichtet, daß Pilatus beim Kreuzigungsprozeß Jesus zuständigkeitshalber dem Herodes vortührte, der ihn in einem Spottgewand zu Pilatus zurückschickte.

Herodes der Ältere
 

Herodes der Ältere war von 37 bis 4 vor Christus jüdischer König. Seine Amtszeit macht einen Fehler in der christlichen Zeitrechnung deutlich: Da er sicher zur Zeit der Geburt Jesu regierte, weiß man, daß Jesus nicht im Jahr 0, sondern im Jahr 4 v. Chr. geboren ist. Herodes der Ältere war als grausamer Herrscher bekannt. Die drei Weisen aus dem Morgenland fragten ihn bei ihrer Ankunft nach dem neugeborenen König der Juden, den sie in Jesus finden sollten (vgl. Mt 2,1-1 2). Aus Angst vor einem solchen Konkurrenten, der ihm den Thron streitig machen würde, ordnete er daraufhin den Kindermord von Betlehem an. Die heilige Familie - Maria, Josef und das Kind Jesus - flohen vor diesen grausamen Morden nach Ägypten (vgl. Mt 2,13- 23).

Herr
 

griech. kyrios, Titel Gottes und Jesu Christi. Im Alten Testament ist "Herr" eine Anrede und Bezeichnung für Jahwe, da sich die Israeliten aus Ehrfurcht vor ihrem Gott scheuen, den Gottesnamen auszusprechen. Nach Ostern wird auch Christus, der Sohn Gottes, von der Kirche als "Herr" bezeichnet. Durch seinen Tod und seine Auferstehung ist er Herr über Leben und Tod. Darstellungen Christi als "Pantokrator", als Herr der Welt, der auf einem Thron sitzt und die Weltkugel in der Hand hält, sind bildliche Übersetzungen dieses gläubigen Titels.

Herrenmahl
 

vgl. Abendmahl und Eucharistie

Herz Jesu
 

Das Wort "Herz" bezeichnet den Mittelpunkt der Person. Als Christus tot am Kreuz hing, wurde sein Herz mit einer Lanze durchbohrt; Blut und Wasser flossen hervor. Somit ist das Herz Jesu Sinnbild der Hingabe seines ganzen Lebens für die Menschen, die er damit von Tod und Schuld erlöst hat. Sein offenes Herz ist die "Quelle der Gnade" (vgl. Stichwort "Gnade"). Einige Kirchenväter, Theologen der ersten kirchlichen Jahrhunderte, deuten das Herausfließen von Blut und Wasser mythisch-allegorisch, also sinnbildlich, als "Urquell" der Kirche und der Grundsakramente (Wasser = Taufe, Blut = Eucharistie). Papst Pius IX. führte im Jahr 1856 das Herz-Jesu-Fest ein. Es wird immer am Freitag nach dem zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Mehrere Orden sind als Herz-Jesu-Gemeinschaften aus die- ser Frömmigkeitsform hervorgegangen.

Hesekiel
 

vgl. Stichwort Ezechiel. Hesekiel ist eine andere Transskription (schriftliche Wiedergabe) des hebräischen Prophetennamens.

Hierarchie
 

griech. hiera arche, heilige Ordnung. vgl. Stichwort Amtskirche. Das Kirchenvolk hat eine hierarchische Struktur. Die zum Volke gehörigen, nicht geweihten Gläubigen nennt man Laien. Stufen des kirchlichen Amtes sind Diakon, Prie- ster, Bischof und Papst.

Himmel
 

von althochdeutsch ham, Decke: Dach der Erde. Das Alte Testament folgt der alten Vorstellung eines festgefügten Aufbaus, dem "Firmament" über der Erde, das auf Säulen ruht. Einerseits ist der Himmel Wohnort Gottes, onderer- seits von ihm erschaffener Raum über der Erde, an den er die Gestirne setzt, und der als Lebensraum für die Vögel dient. "Himmel und Erde" bezeichnet das Alte Testament den Raum, der heute "Weltall" gennant wird. Wie hoch Goff über der Erde ist, davon spricht fast ironisch die Geschichte vom Turmbau zu Babel: Gott muß herabsteigen zu den Menschen, die einen himmelhohen Turm gebaut zu haben meinen (Gen 11,1-9). Jesus kommt vom Himmel (vgl. Joh 3,13). Über ihm öffnet sich der Himmel, und er ist Mittler zwischen Himmel und Erde (Mt 3,16). Wenn Christus im Neuen Testoment vom Himmel spricht, meint er damit die Zukunft der Welt, die Gott für die Menschen bereithält. Der Vater wohnt im Himmel (Mt 6,9); das "Haus des Vaters" hat "viele Wohnungen" (vgl. Joh 14,2). Der Mensch kann sich schon auf der Erde Schätze im Himmel sammeln (Mt 6,20). Da für die Christen die wahre Heimat im Himmel ist (Phil 3,20), ist ihnen auf der Erde jeder noch so fremde Ort Heimat, und zugleich bleibt ihnen jede Heimat Fremde.

Himmelfahrt
 

Henoch (Gen 5,24) und Elias (2 Kön 2,11) werden in den Himmel entrückt, fahren also in den Himmel auf, ohne eines leiblichen Todes zu sterben. Die Himmelfahrt (hristi geschieht nach seiner Auferweckung vom Tod (Mk 16, 19- 20; Apg 1,19-20). Die Erscheinungen des Auferstandenen, die in den ersten Tagen nach Ostern den Auferstehungsglauben der Jüngerinnen und lünger gefestigt haben, hören plötzlich auf. Aus dieser Erfahrung heraus hat sich in der Kirche das Fest Christi Himmelfahrt, 40 Tage nach Ostern, entwickelt. Die Nähe Christi zur Welt ist mit der Himmelfahrt nicht aufgehoben: Spürbar wird das zu Pfingsten, als Christus zehn Tage nach der Himmelfahrt seinen Heiligen Geist sendet. Die katholische Kirche feiert am 15. August auch das Fest der "Aufnahme Mariens in den Himmel" bzw. Mariä Himmelfahrt.

Himmelreich
 

Die "basileia tou theou" (griech.) ist Kern der Verkündigung Jesu. "Himmelreich" ist nur eine mögliche Übersetzung. Andere übersetzen mit "Reich Gottes" oder "Herrschaft Gottes". Die Bilder und Gleichnisse, die Jesus Christus in seiner Verkündigung verwendet, weisen in die Zukunft: "Mit dem Himmelreich ist es/wird es sein wie ...". Domit zeichnet er das Bild des erwarteten paradiesischen Himmels. Andererseits ist das Himmelreich mit ihm schon angebrochen (Mk l,). Diesen Gegensatz von "schon - noch nicht" nennt man die "eschatologische Spannung" (Eschatologie = Lehre von den letzten Dingen).

Himmlisches Jerusalem
 

Die Stadt Jerusalem ist von Gott erwählt. Johannes schaut visionär auf der Insel Patmos das himmlische Jerusalem, die Stadt des paradiesischen Friedens. Nach dem Ende dieser Welt wird ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen. Das himmlische Jerusalem senkt sich als Zelt Gottes unter den Menschen auf die Erde. Das adventliche Kirchenlied "Wachet auf, ruft uns die Stimme ..." verwendet die Bildsprache vom himmlischen Jerusalem.

Hinduismus
 

Der Begriff "Hindu" ist vom indischen Flu0 Indus abgeleitet. "Hinduismus" ist Oberbegriff für die indischen Religionen, in Abgrenzung zu den südasiatischen Muslimen, also keine Selbstbezeichnung einer indischen Religion. Er faßt einander verwandte Glaubensrichtungen im Raum Indien, Pakistan und Bangladesh zusammen. Die Veden sind die religiösen Schriften, die für die hinduistischen Religionen prägend wurden. Der Vishnuismus (Gottheit: Vishnu) und der Shivaismus (Gottheit: Shiva) sind die beiden Hauptrichtungen des Hinduismus. Verbindende Elemente in den Hindu-Religionen sind die Vorstellung eines immer wiederkehrenden Kreislaufs der Welt. Damit verbunden bewerten sie den Ursprung der Welt höher als den Fortschritt. Der Schöpfergott Brahma ist dieser Ursprung. Im Hinduismus gibt es keinen Personbegriff wie im westlichen Denken: Jedes Individuum ist vom göttlichen Ursprung beseelt und in den Kreislauf der Welt durch die Wiedergeburt (Reinkarnation) eingebunden. Sie ist mit der Lehre vom Karma (sanskrit: Handlung) verknüpft, sozusagen dem "Lebenskonto", auf dem gute und schlechte Taten angesammelt werden: Die Lebensbedingungen der Gegenwart hängen von der Lebensführung in den verherigen Leben ab. Das Karma ist auf die Zukunft gerichtet. Ziel ist das ersehnte Ende des Kreislaufs von Tod und Wiedergeburt durch die endgültige Vereinigung mit der Gottheit. Mit der Reinkarnationslehre und dem Karmasystem läßt sich das indische Kastensystem, eine Rangordnung von Menschengruppen, zusammendenken: Das Karma entscheidet, in welche Kaste ein Mensch wiedergeboren wird.

Hirt

vgl. Stichwort Guter Hirte.

Hirtenamt
 

vgl. Stichwort Guter Hirte. Da Christus mit dem guten Hirten gleichgesetzt wird, der für seine Schafe sorgt (Lk 15, Joh), ist der Hirte Vorbild für die Seelsorge. Das lateinische Wort für "Hirte" ist "Pastor"; "die Pastoral" ist Oberbegriff für die seelsorglichen Tätigkeiten der Kirche insgesamt und der Gemeinde am Ort (vgl. Berufsbezeichnung "Pastoralreferent/in"). Als Christus den Apostel Petrus zum ersten Papst der Kirche erwählte, gab er ihm den Auftrag: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe" (Joh).

Historische Theologie
 

Disziplin und Teilwissenschaft der Theologie. Sie untersucht in der Alten Kirchengeschichte die Frühzeit der Kirche bis zum Mittelalter, daran schließt sich die Neue Kirchengeschichte an. Quellenforschung und Archäologie gehören zu den Mitteln kirchengeschichtlicher Wissenschaft. Auch die Liturgiewissenschoft, die Lehre von der Entwicklung und Bedeutung der kirchlichen Feierformen, gehört dazu.

Historisch-kritische Exegese
 

vgl. Stichwort "Exegese", "Formgeschichtliche Methode". Theologiewissenschaftliche Richtung, die mit dem Instrumentarium der Geschichts- und Sprachwissenschaft die Bibel auslegt. Sie hat es geleistet, zeitbedingte Worte und Wendungen in der Bibel aufzuhellen, so daB ihr Verständnis erleichtert wird. Sie soll im Dienst der Verkündigung stehen und die Heilsbedeutung des Gotteswortes für jeden Menschen erschließen.

Hochaltar
 

vgl. Altar. Der Begriff stammt aus dem Wechsel vom ersten zum zweiten Jahrtausend, als sich stille "Privatmessen" entwickelten. In jeder Kirche wurden neben dem Hauptaltar mehrere Nebenaltäre eingerichtet, an denen die Priester - auch gleichzeitig - Messen zelebrierten. Da der Hochaltar meist an der Ostwand der Kirche tatsächlich erhöht ist, hat sich der Ausdruck erhalten.

Hochamt
 

Feierliche Form der katholischen Meßfeier. Die Meßtexte werden gesungen.

Hochgebet
 

Feierliches Dankgebet und bedeutender Bestandteil der katholischen Meßliturgie. Im Hochgebet werden die Gaben von Brot und Wein auf dem Altar zu Leib und Blut Christi gewandelt. Es gibt mehrere Formen des Hochgebetes, vier sind offiziell von der Kirche genehmigt. Elemente des Hochgebets sind die Präfation (Vorrede), nach der die Gemeinde mit dem Sanctus die Heiligkeit Gottes bekennt. Vor der Wandlung wird der Heilige Geist in der Epiklese angerufen. Der Priester spricht die Einsetzungsworte Jesu nach. Das Hochgebet umfaßt Fürbitten für die Kirche und die Verstorbenen. Den Abschluß bildet ein Lobpreis (Doxologie).

Hölle
 

ahd. hel, Unterwelt. Nach dem früheren Text des Credo bekannte die Kirche, daß Christus nach seinem Tod in die Hölle hinabgestiegen sei, um die Verstorbenen daraus zu erlösen. Hiermit war die Scheol (hebr.), das gottferne Schattenreich, gemeint, in dos noch jüdischem Glauben alle Verstorbenen von Anfang der Welt an unterschiedslos übergingen. Bald wandelte sich die Bedeutung des Wortes bis zur heutigen Auffassung der Hölle als Gegenpol zum Himmel. Das Christentum nimmt drei "Orte" an, in die ein Mensch nach Tod und Weltgericht gelangen kann: in das ewige Paradies (den Himmel), in das Fegefeuer, wo er geläutert wird, bevor er in den "Himmel" gelangen kann, oder in die ewige Verdammnis, die Hölle. Auch Christus selbst rechnet mit der Abkehr eines Menschen von Gott, durch die er sich selbst Höllenstrafen zuzieht. In seinem Tod und seiner Auferstehung hat Christus jedoch Tod und Hölle überwunden.

Hoffnung
 

Haltung, die eine positiv gestaltete Zukunft und ein gutes Ende aller Dinge erwartet. Dabei unterscheidet sich die Hoffnung vom bloßen Optimismus dadurch, daß sie einen festen Ausgangspunkt und Grund hat: Christliche Hoffnung geht von Jesus Christus aus, der als erster von den Toten auferweckt wurde. Alles, was Christen über ihre Zukunft sagen können, ist eine religiöse Entfaltung dieser christlichen Grunderfahrung. Die Hoffnung gehört neben Glauben und Liebe zur christliche "Trias", der christliche Dreiheit der wichtigsten Glaubenshaltungen (vgl. 1 Kor 13,13).

Hoherpriester
 

Vorsteher des jüdischen Tempelkultes im alten Israel. Als erster Priester übte er eine Mittlerfunktion zwischen Jahwe und dem Volk aus und brachte Gott das tägliche Opfer dar. Nach dem babylonischen Exil entwickelte sich das Amt zur geistlichen und weltlichen Gewalt. So wird auch Christus vor der Kreuzigung dem Hohenpriester vorgeführt, weil dieser juristisch zuständig ist, über das jüdische Gesetz zu wachen. Im Hebräerbrief wird Christus selbst als Hoherpriester bezeichnet, dem Vorsteher der neuen Religion. Er ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen, durch den die Menschen geheiligt werden.

Hohes Lied
 

Buch des Alten Testaments. vgl. Stichwort "Erotik". Einige Theologen betrachten das Hohe Lied als Sammlung von Liebes- und Hochzeitsliedern aus der Zeit zwischen 400 und 200 v. Chr. Andere Theologen interpretieren das alttestamentliche Buch als einen allegorischem Text, der die Liebe Jahwes zu seinem Volk Israel besingt. Seit dem frühcn Christentum wird das Hohe Lied auch als Gleichnis für die Beziehung Christi zu seiner Braut, der Kirche, ausgelegt.

Homilie
 

(von griech. homilein, vertraulich reden). Die Auslegung des Evangelientextes in der Eucharistiefeier. Im Gegensatz zur Predigt ist die Homilie streng an einen Bibeltext gebun- den. Vorgetragen wird sie (in der Regel) vom Priester, um damit die Einheit von Eucharistiefeier und Wortverkündigung auszudrücken. Kernaussage christlicher Homilie ist stets, daß Christus der Herr und Erlöser ist.

Homosexualität
 

Gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern oder Frauen. Die christliche Morallehre unterscheidet zwischen der biologisch-natürlichen Veranlagung zu gleichgeschlechtlicher Liebe und der gleichgeschlechtlichen Sexualpraxis. Der Katechismus der Katholischen Kirche betont, daß homosexuelle Menschen nicht diskriminiert werden dürfen. Zugleich wendet er sich aber auch gegen jede homosexuelle Praxis, da sie der Natur des Menschen widerspreche. Der Verband "Homosexuelle und Kirche" ist eine innerkirchliche Interessengruppe homosexueller Menschen.

Hosanna
 

Aus dem hebr. unübersetzt übernommener Bittruf (Hoschia na! Hilf doch!). Schon zur Zeit des Tempelkultes entwickelte sich diese Biffe zu einem Jubelruf, der sowohl dem König als auch Gott zugerufen wurde. Nach Mt 21,9.1 5 begrüßte die Menge auch Jesus beim Einzug in Jerusalem mit diesem Jubel. Über das Neue Testament fand der Freudensruf Eingang in die christliche Liturgie. Bis heute ist der "Hosanna"- Jubel fester Bestandteil des Sanctus.

Hosea
 

Prophetenbuch des Alten Testaments. Hosea lebte im Nordreich Israel zwischen 750 und 725 v. Chr. und wandte sich gegen den sittlichreligiösen Verfall und die politischen Wirren im Land. Seine Reden wurden von Zeitgenossen gesammelt und später im Buch Hosea als zusammenhängendes Werk wiedergegeben. Das Buch Hosea erzählt die Geschichte der Landnahme des israelitischen Volkes und betont dabei, daß die den Vätern gegebene Landverheißung in Erfüllung gegangen ist. Es fordert, daß diese Erfüllung vom Volk Israel als Verpflichtung angesehen wird, Jahwe gegenüber treu zu bleiben.

Hostie
 

Der Name Hostie (lat. hostia: Sühnopfer) bezeichnet seit dem 9. Jahrhundert das in der Eucharistiefeier gebrauchte Brot, das aus reinem Weizenmehl und Wasser gebacken wird. Der Form nach unterschied sich die Hostie ursprüng- lich nicht vom alltäglichen Brot. Doch schon im l 1. Jahrhundert setzten sich als Hostie die runden Oblaten durch, die beim Austeilen nicht mehr gebrochen werden mußten. Hostien werden heute in der Regel in Ordenshäusern gebacken. Als Einprägung sind vor allem Lamm Gottes, Hirt, Fisch, Brotkorb, Pelikan oder Kreuz als Symbole für Jesus Christus beliebt.

Humanwissenschaften
 

Die Humanwissenschaften widmen sich der Erforschung des menschlichen Lebens und beschränken sich dabei auf eine empirische Vorgehensweise. Die Theologie betrachtet die Methoden und Ergebnisse der Humanwissenschaft als Möglichkeiten, in der eigenen Wissenschaftsdisziplin neue Erkenntnisse zu erlangen. Humanwissenschaften und Theologie existieren heute nebeneinander und können sich gegenseitig positiv beeinflussen.

Humor
 

bezeichnet die heitere Gelassenheit gegenüber den Schwie- rigkeiten des Alltags und den Unzulänglichkeiten der Welt. In der Antike ging man davon aus, daß der Humor auf der Zusammensetzung einzelner Körpersäfte (lat. humores) beruhe. Seit dem 18. Jahrhundert bezeichnet Humor eine heitere Gemütsverfassung. Nach einem Wort des jüdischen Theologen Martin Buber ist der Humor der "Milchbruder" des Glaubens: Angesichts der ewigen Herrlichkeit relativiert sich das weltliche Schicksal und ermöglicht dem gläubigen Menschen so eine innere Gelassenheit und Fröhlichkeit. Viele Heilige sind humorvolle Menschen gewesen: Philipp Neri, Franz von Assisi, Don Bosco, Thomas Morus ...

Hungertuch
 

auch Fastentuch, wurde seit 1000 gebraucht, um während der Fastenzeit den Altar zu verhüllen. Diese Verhüllung symbolisierte die Unwürdigkeit der Gemeinde, den Altar Gottes und den darauf gegenwärtigen Christus zu schauen (Fasten der Augen). In der Karfreitagsliturgie wurde das Tuch wieder entfernt. Der Priester las dabei die Evangelien- stelle vor, die berichtet, daß der Vorhang des Tempels zur Todesstunde Jesu in zwei Teile riß. Während die ersten Hungertücher schlicht gestaltet waren, wurden spätere Tücher mit Stickereien und Farben reich verziert.

lnquisition
 

Die Inquisition bezeichnet eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte: Die richterliche Verfolgung Andersgläubiger (Häretiker) und ihre grausame Bestrafung, noch in der Frühzeit der Kirche lehnten große Kirchenväter (Tertullian, Origenes, Cyprian v. Karthago) jede Gewaltanwendung gegen Andersgläubige ab. Doch wuchs später die Zahl der Inquisitionsbefürworter, die damit die Einheit der Kirche bewahren wollten: Vor allem die Ketzerbewegung der Katharer lehnte seit dem 12. Jahrhundert die religiösen und sozialen Grundlagen der Gesellschaft ab und wurde mit ihrer Kritik zu einer Gefahr für die kirchliche und staatliche Autorität. Deshalb schuf Gregor IX. im Jahr 1234 ein eigenes Inquisitionswesen. Er ernannte zwei Inquisitoren (meist Dominikaner oder Franziskaner), die Häresieverdächtigungen nachgingen. Es genügten zwei anonyme Denunziationen, um einen Angeklagten für schuldig zu erklären. Gab der Angeklagte die Schuld zu, wurden ihm Bußwerke auferlegt. Leugnete er die Vorwürfe, wurde er der staatlichen Gewalt zur Verbrennung übergeben. Besonders grausam wurde die Inquisition, nachdem die Folter als reguläres Mittel zur Geständnisermittlung zugelassen wurde. Das verhängnisvolle Kapitel der Inquisition wird heute oft herangezogen, um gegen die Kirche zu polemisieren. Doch muß eine gerechte Bewertung dieser dunklen Geschichtsepoche die gesamte mittelalterliche Gesellschafts- und Lebensanschauung berücksichtigen.

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